Zusammen mit Urologen aus dem Klinikum Oldenburg hat das EKN die zukünftige Entwicklung von Neuerkrankungs-Fallzahlen im uro-onkologischen Bereich abgeschätzt.

Die demographische Entwicklung in Deutschland führt zu einer Bevölkerungsstruktur mit immer mehr älteren und hoch betagten Menschen. Die Zunahme alters­assoziierter Erkrankungen und damit auch Krebserkrankungen ist die Folge. Dies betrifft insbesondere die ­urologischen Karzinome, welche zu den häufigsten Krebsdiagnosen zählen. Deshalb sind zukünftig große Veränderungen beim uro-onkologischen Versorgungsbedarf zu erwarten. Da von regional sehr unterschiedlich verlaufenden Entwicklungen auszugehen ist, sind kleinräumige Analysen erforderlich. Die Hochrechnung von Neuerkrankungs-Fallzahlen auf Landkreisebene soll zu einer besseren Abschätzung des Versorgungsbedarfs beitragen.

Methode

Wie in früheren Hochrechnungen des EKN bildete die regionale Bevölkerungsvorausberechnung bis 2030 des Landesamts für Statistik Niedersachsen (LSN) die Basis. Daneben wurden für die Abschätzung der zukünftigen Neuerkrankungs-Fallzahlen von 2010 bis 2020 bzw. 2030 die geschlechts- und altersspezifischen Inzidenzraten für die urologisch­en Krebserkrankungen (Penis-, Prostata-, Hoden-, Nieren-, Nierenbecken-/Ureter- und Harnblasenkrebs) des EKN der Diagnosejahre 2006-2010 herangezogen. Die Inzidenz wurde als konstant und regional einheitlich angenommen. Die dargestellten Veränderungen sind also ausschließlich auf die Bevölkerungsentwicklungen in den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten zurückzuführen.

Bevölkerungsentwicklung

Es ist insgesamt von einem Bevölkerungsrückgang für Niedersachsen um 5,8% von 7,9 Mio. (2010) auf 7,4 Mio. (2030) und regional von bis zu 27% auszugehen. Für mehrere Regionen wird vom LSN aber auch ein Bevölkerungszuwachs von bis zu 18% prognostiziert. Da das Risiko für die meisten urologischen Karzinome mit dem Alter steigt, ist für die Hochrechnung die Entwicklung der Altersstruktur entscheidend. Der Anteil der über 50-Jährigen wird von ca. 40% im Jahr 2010 auf nahezu 50% bis 2030 steigen. Die über 65-Jährigen werden 2030 bei großen regionalen Unterschieden einen Anteil von 29% ausmachen (2010: 21%).

Deutliche Zunahme bei urologischen Krebserkrankungen bis 2030

In Niedersachsen ist bei den urologischen Krebserkrankungen insgesamt von 2010 bis 2020 ein Anstieg um 15% bzw. bis 2030 um 28% zu erwarten (s.Tabelle 1). Die höchste Steigerung verzeichnen bis 2030 Prostatakrebs und Harnblasenkrebs mit 31% bzw. 30%. Es folgen bösartige Neubildungen des Penis (28%), von Nierenbecken und Ureter (27%) und der Nieren (19%). Nur beim Hodenkrebs ist ein Rückgang um 13% zu erwarten. Regional variieren die Veränderungen erheblich und reichen von einer Zunahme für alle urologischen Krebserkrankungen von 3% in der Stadt Wolfsburg bis 63% im Landkreis Vechta.

Tabelle 1: Absolute erwartete Neuerkrankungs-Fallzahlen und prozentuale Veränderungen für urologische Krebsdiagnosen in Niedersachsen von 2010 bis 2030 (m = männlich, w = weiblich)
Tabelle 1: Absolute erwartete Neuerkrankungs-Fallzahlen und prozentuale Veränderungen für urologische Krebsdiagnosen in Niedersachsen von 2010 bis 2030 (m = männlich, w = weiblich)

Die regionalen Entwicklungen für Prostata- und Harnblasenkrebs sind in Abbildung 1 dargestellt.

 
Abbildung 1: Prozentuale Veränderungen der Neuerkrankungs-Fallzahlen für Prostata- und Harnblasenkrebs (Männer und Frauen) von 2010 bis 2030 in Landkreisen und kreisfreien Städten Niedersachsens
Abbildung 1: Prozentuale Veränderungen der Neuerkrankungs-Fallzahlen für Prostata- und Harnblasenkrebs (Männer und Frauen) von 2010 bis 2030 in Landkreisen und kreisfreien Städten Niedersachsens
Bei Gesundheitsplanungen für den ambulanten und stationären Sektor sind regional sehr heterogene Entwicklungen und dabei vor allem hohe Zuwächse auf dem Lande zu berücksichtigen. Neben der stationären Versorgung in spezialisierten Zentren wird die wohnortnahe Versorgung von immer mehr älteren und wenig mobilen Patientinnen und Patienten zu bewerkstelligen sein. Um dieser Herausforderung gerecht werden zu können, ist gerade auch in Anbetracht des abzusehenden Fachkräftemangels der Ausbau von sektorenübergreifenden Versorgungskonzepten und der Erhalt der uro-onkologischen Kompetenz insbesondere im niedergelassenen Bereich von höchster Bedeutung.

Die Auswertungen wurden im September 2013 im auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie vorgestellt und ein Kurzbeitrag in der Kongresszeitung veröffentlicht.

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