Symposium vom 30.10.2004

‘Das Früherkennungsprogramm kolorektaler Tumoren in Deutschland – Eine Zwischenbilanz’

Jährlich werden in Deutschland über 66.000 Neuerkrankungen kolorektaler Tumoren (Dickdarm und Mastdarm) diagnostiziert. Die Neuerkrankungsrate kolorektaler Karzinome steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an. Vor diesem Hintergrund wurde die Koloskopie als Früherkennungsmaßnahme für Männer und Frauen ab dem 56. Lebensjahr in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Mit der Koloskopie können sowohl gutartige als auch bösartige Veränderungen entdeckt und entfernt werden.

Mit dieser Früherkennungsmaßnahme erhofft man sich eine Senkung der Darmkrebssterblichkeit und der Neuerkrankungsraten in der Bevölkerung. Skeptiker hingegen verweisen darauf, dass eine Senkung der Darmkrebssterblichkeit durch die Koloskopie in wissenschaftlichen Studien bislang nicht hinreichend bewiesen sei. Des weiteren sei ungewiss, ob bei der Koloskopie die Vorteile mögliche medizinische Risiken und Nachteile aufwiegen können.

Zu diesem Thema fand am 30.10.04 ein Ärztesymposium statt, das gemeinsam vom EKN und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) organisiert wurde. Die Referenten diskutierten in ihren Vorträgen die verschiedenen Standpunkte zur Früherkennung kolorektaler Karzinome: Vertreten waren die Leiter der norddeutschen Krebsregister (Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein), des Zentrums für Alternsforschung (Heidelberg), des klinischen Krebsregisters München sowie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Berlin).

Im Nachgang zum Symposium wurden alle zur kurativen oder präventiven Koloskopie ermächtigten Ärzte und Gastroenterologen angeschrieben mit der Bitte, einen Fragebogen zu den derzeitigen Versorgungskapazitäten und Möglichkeiten zur Umsetzung des Darmkrebsfrüherkennungsprogramms auszufüllen. Es sollte geklärt werden, inwieweit sich epidemiologische Krebsregister auch an der Evaluation des Koloskopie-Screenings beteiligen können. Als Nebeneffekt der Befragung wird eine Forcierung der Melderaktivitäten der angeschriebenen Ärzte angestrebt. Über die Nachsorgeleitstellen wird derzeit nur ein Teil der Darmkrebsneuerkrankungen erfasst und an das EKN gemeldet, da nicht alle Patienten zwingend in einem Tumornachsorgeprogramm betreut werden müssen. Nach Resektion eines auf die Mukosa und Submukosa beschränkten Kolonkarzinoms (T1 N0 M0) unterscheidet sich die Lebenserwartung nicht von der Normalbevölkerung, eine intensive Tumornachsorge erübrigt sich in diesen Fällen.

Vor diesem Hintergrund ist es für das EKN wichtig, im Hinblick auf die Vollzähligkeit zukünftig eine Meldung aller Stadien, einschließlich der nicht invasiven Frühstadien zu erreichen.

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